Was steckt hinter dem neuen Konjunkturpaket der Bundesregierung und welche Auswirkungen haben die neuen Maßnahmen auf die Baubranche?
Durch die Corona-Krise ist die deutsche Wirtschaft in eine Rezession geraten und viele Branchen wurden stark getroffen. Die Auswirkungen auf die Baubranche fallen im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbranchen aber noch vergleichsweise gering aus. Auf den meisten Baustellen konnte weitergebaut und Arbeitskräfte konnten weiterhin bezahlt werden. Die einzigen Probleme, die auf die Baubranche zukommen könnten, wären Lieferengpässe bei Baustoffen- und material sowie der Ausfall von Arbeitskräften aus dem Ausland. Trotz der vergleichsweise geringen Auswirkung der Corona-Krise auf die Baubranche, machten sich auch hier ein Nachfragerückgang und vermehrt Stornierungen von neuen Bauaufträgen bemerkbar. Nach den Prognosen des deutschen Hauptverbands der deutschen Bauindustrie wird der baugewerbliche Umsatz im Bauhauptgewerbe im Jahr 2020 auf dem Vorjahresniveau 2019 stagnieren, sodass dann preisbereinigt mit einem 3 prozentigen Umsatzrückgang gerechnet werden. Insgesamt rechnet die Bundesregierung mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukt um 6,3 Prozent für das Jahr 2020.
„Das vom Koalitionsausschuss vorgelegte Konjunktur- und Krisenbewältigungspaket ist ein gelungener Aufschlag, um alle Branchen bei der Überwindung der Folgen der Corona-Krise zu unterstützen. Dass der Bund in allen Bereichen prüft, inwieweit geplante Aufträge und Investitionen jetzt vorgezogen werden können, begrüßen wir sehr.“
- Dieter Babiel, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie (HDB)
Weltweit ist die Wirtschaftsleistung aufgrund des Corona-Virus stark zurückgegangen und auch in Deutschland steht die Regierung vor der großen Herausforderung, die Folgen der Krise zu bekämpfen und die wirtschaftliche Lage zu verbessern. Die Regierung hat sehr schnell Maßnahmen ergriffen, um die wirtschaftlichen Folgen, die aus dem Lockdown resultierten, abzufedern. Dadurch konnten während des Lockdowns Arbeitsplätze erhalten, der Bestand vieler Unternehmen gesichert und soziale Notlagen vermieden werden.
Die Infektionszahlen gehen derzeit zurück und die Beschränkungen werden schrittweise gelockert. Die Regierung will mit neuen Hilfsprogrammen schnellstmöglich dafür sorgen, das Deutschland gestärkt aus der Krise hervorgeht und die deutsche Wirtschaft wieder zum Wachstum führen. Dazu gehören nicht nur die Einführung neuer innovativer Modernisierungsschübe, sondern auch die Beseitigung von Defiziten, die bereits vor der Krise bestanden. Es werden rund 130 Milliarden Euro bereitgestellt, um die Konjunktur anzukurbeln und zu stärken.
Es soll vor allem in folgende Maßnahmen investiert werden:
Wie oben bereits erwähnt geht es der Baubranche noch vergleichsweise gut, obwohl es auch hier zu Einbußen kam. Es wurden beispielsweise weniger Aufträge im Bauhauptgewerbe sowie im Wirtschafts- und Wohnungsbau vergeben. Die meisten Bauunternehmer sind trotz der wirtschaftlich schwierigen Lage positiv gestimmt und erwarten, dass der Umsatz im Jahr 2020 in etwa genauso gut ausfallen wird wie im Jahr 2019. Das liegt vor allem daran das trotz des Lockdowns weitgehend ungestört weitergebaut werden konnte. Zudem schwanken die Umsatzerwartungen je nach Bundesland. Dort, wo es strengere gesetzliche Regelungen, wie bei der Grenzkontrolle gab, fielen die Umsatzerwartungen entsprechend negativer aus.
Anders sieht es bei Gewerken, wie Dachdeckern, Malern oder Trockenbauern aus. Sie erlitten große Umsatzeinbrüche, weil durch die Corona-Krise viele private Aufträge weggefallen sind. Wenn die wirtschaftliche Lage unsicher ist, steht das Tapezieren und Malern eines Zimmers oder die Reparatur eines Dachs nicht an erster Stelle und es wurden folglich weniger Aufträge vergeben. Zudem sorgten sich viele Haushalte aus Angst vor Ansteckung davor Handwerker ins Haus zu lassen.
Im Wohnungsbau konnten sich Bauunternehmen auf den hohen Auftragsbeständen aus den Vormonaten stützen. Die Auswirkungen der Corona-Krise auf diese Bausparte werden nur temporär sein, weil die Nachfrage nach neuen Wohnungen auch in den nächsten Jahren nicht abebben, sondern nur kontinuierlich steigen wird.
Vor der Pandemie wurde die Umsatzentwicklung für das Jahr 2020 im Wohnungsbau auf +7 Prozent geschätzt. Durch die Auswirkungen des Corona-Virus bedingt, wurde diese Prognose nun auf +3 Prozent gesenkt.
Der Wirtschaftsbau, insbesondere der Einzelhandel und Dienstleistungen, sowie die Tourismusbranche, haben die größten Umsatzeinbrüche erlebt. Unternehmen fahren die Produktion von Gütern zurück, weil es global zu Lieferkettenstörungen kam und Aufträge eingestellt wurden.
Die Umsatzentwicklung für das Jahr 2020 wurde im Wirtschaftsbau auf +5,5 Prozent geschätzt. Diese Prognose wurde nun auf -3,5 Prozent gesenkt.
Prognose zur Umsatzentwicklung im Öffentlichen Bau
„Die kommunalen Haushalte werden so hohe Einbußen erleiden, wie wir sie in der Geschichte der Bundesrepublik noch nicht gesehen haben“
– Burkhard Jung, Präsident des Deutschen Städtetags
Aufgrund der Corona-Krise fallen für die Kommunen Steuer- und andere Einnahmen weg. Schon allein die Gewerbesteuer wird im Jahr 2019 auf 55 Milliarden Euro geschätzt. Würden 20% davon wegfallen, würden die Kommunen einen Verlust von über 10 Milliarden Euro machen. Das ist vor allem für die Baubranche problematisch, weil die Kommunen mit 60% der wichtigste Auftraggeber öffentlicher Bauinvestitionen sind.
Im öffentlichen Bau wurde für das Jahr 2020 die Umsatzentwicklung von +4 Prozent nachträglich auf 0 Prozent angepasst.
„Die Bundesregierung setzt mit ihrem Konjunkturpaket wichtige Impulse zur Wiederbelebung und Stärkung des wirtschaftlichen Lebens. Wir begrüßen, dass zahlreiche Maßnahmen die von uns gemachten Vorschläge aufgreifen und so die mittelständische Bauwirtschaft als wichtiges Zugpferd der Binnenkonjunktur gestärkt wird.“
- Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe
Das beschlossene Konjunkturpaket wurde überwiegend positiv von der Baubranche aufgenommen. Die Maßnahmen stützen die Beschäftigung sowie die Auftragssituation im Bau als auch in den baunahen Handwerken. Zudem wurde insbesondere die finanzielle Entlastung der Kommunen gelobt. Bund und Länder übernehmen jeweils zur Hälfte die Ausfälle der Gewerbesteuereinnahmen, um die Investitionsbereitschaft der Kommunen wieder zu steigern.
Als problematisch wurde die befristete Senkung der Umsatzsteuersätze im Hinblick auf Abschlagsrechnungen gesehen. Bauunternehmen müssen für Bauprojekte gegebenenfalls Abschlagsrechnungen mit unterschiedlichen Steuersätzen erstellen und damit müssen temporär alle Geschäftsprozesse neu abgebildet werden. Es bleibt abzuwarten, ob diese zusätzliche Belastung durch die erwartete konjunkturelle Wirkung gerechtfertigt ist.
Für die Baubranche macht sich vor allem bezahlt, dass sie über die letzten Jahre ihre Kapazitäten kontinuierlich ausgebaut hat und durch die Maßnahmen des neuen Konjunkturpakets begünstigt, jetzt bereit ist, am Neustart mit zu bauen und so ihren Beitrag zur Belebung der Konjunktur beizutragen.